Was ist Begleiteter Umgang?

Begleiteter Umgang ist eine ambulante, antragsgebundene Hilfeform und wird von den Berliner Jugendämtern eingeleitet. Informationen zu den Rechtsgrundlagen finden Sie unter „Gesetzliche Grundlagen für BU“.

Begleiteter Umgang ist eine professionelle sozialpädagogische Unterstützung zur Förderung des Kontaktes zwischen Kindern / Jugendlichen und wichtigen Bezugspersonen, wenn der Kontakt für längere Zeit unterbrochen wurde oder aufgrund einer konflikthaften Situation nicht zustande kommt. Kinder und Jugendliche haben einen Anspruch auf Unterstützung dahingehend, dass die zum Umgang berechtigten Personen von diesem Recht zu ihrem Wohl Gebrauch machen.

Neben den Eltern gibt es auch Großeltern und andere für das Kind wichtige Personen, die einen Anspruch auf regelmäßigen Kontakt zum Kind haben (§ 1685 BGB). Aus Gründen der Übersichtlichkeit nennen wir im Folgenden die Eltern und beziehen alle weiteren umgangsberechtigten Personen ein.

Für die Entwicklung des Kindes sind beide Eltern von großer Bedeutung. Beide verkörpern seine Herkunft und Abstammung. Beide haben eine elterliche Verantwortung. Das Kind hat das Recht auf Kontakt mit beiden Eltern – beide Eltern sind zum Umgang mit dem Kind verpflichtet und berechtigt. Aus Sicht des Kindes ist es wichtig und im Übrigen sein Recht, gemeinsame Erfahrungen mit Mutter und Vater zu haben, sofern dies nicht seiner Entwicklung schadet.

Nach einer Trennung, Scheidung oder Unterbringung des Kindes außerhalb der Familie gibt es jedoch manchmal Gründe (häufig aus Sicht des betreuenden Elternteils), den (alleinigen) Umgang des anderen Elternteils mit dem Kind nicht zulassen zu können. In besonders strittigen Fällen kann nach einem Vergleich oder Gerichtsbeschluss oder auf Empfehlung des Jugendamtes selbst der Begleitete Umgang durch das Jugendamt bewilligt werden.

Zentrale Inhalte bzw. Zielsetzungen des Begleiteten Umgang sind:

  • die Erarbeitung einer tragfähigen Umgangsvereinbarung
  • die Begleitung, Beobachtung und ggf. Beaufsichtigung der Kontakte und die Auswertung mit allen Beteiligten einschließlich der Kinder, wenn sie alt genug sind
  • die Beratungsgespräche mit den Eltern bzw. Umgangsberechtigten
  • die Vorbereitung zur Verselbständigung der Umgangskontakte.

Formen des Begleiteten Umgangs

  • Unterstützter Umgang

Der unterstützte Umgang hat vor allem die (Wieder-)Herstellung von Eltern-Kind-Kontakten zum Ziel. Gleichzeitig soll der umgangssuchende Elternteil zu kompetentem Elternverhalten befähigt werden, wenn dies erforderlich ist. Es kann darum gehen, nur die Umgangsanbahnung oder auch nur die Übergaben des Kindes an den umgangsberechtigten Elternteil zu begleiten.

  • Begleiteter Umgang (im engeren Sinn)

Begleiteter Umgang (i. e. S.) soll vor allem den Eltern-Kind-Kontakt trotz Elternstreit ermöglichen und die Kommunikation und Kooperation der Eltern in Bezug auf das Kind verbessern. Gleichzeitig sollen beide Eltern zu kompetentem Elternverhalten befähigt werden. Wenn es vor allem in den Übergabesituationen und vor dem Kind immer wieder zu eskalierenden Streitigkeiten und gegenseitigen Vorwürfen kommt, kann dabei eine „begleitete Übergabe“ erforderlich sein, bei der das Konfliktpotential durch flankierende Unterstützung vermindert werden soll, bis eine tragfähige Lösung umgesetzt wird.

Die begleitende Fachkraft nimmt dabei eine beobachtende Rolle ein und greift nur in das Geschehen ein, wenn der/die Umgangsberechtigte wenig Fähigkeiten zeigt, mit dem Kind angemessen umzugehen, die kindlichen Bedürfnisse nicht ausreichend wahrnimmt oder versucht, das Kind gegen den anderen Elternteil negativ zu beeinflussen. Ist die umgangsberechtigte Bezugsperson in der Lage, auf die kindlichen Bedürfnisse einzugehen und liegen keine kindeswohlgefährdenden Momente vor, steht die Fachkraft je nach Absprache bei Bedarf zur Verfügung.

  • Beaufsichtigter / Beschützter / Kontrollierter Umgang

Bei dieser Form des Begleiteten Umgangs steht die Vermeidung einer möglichen Kindeswohlgefährdung im Vordergrund. Dies ist zum Beispiel in Fällen häuslicher Gewalt, vermuteter oder erlebter sexueller Gewalt, bei Entführungsgefahr des Kindes oder einer elternseitig stark eingeschränkten Kompetenz im Umgang mit dem Kind notwendig. Bei den Umgangskontakten ist die ständige Anwesenheit und Kontrolle einer Fachkraft oder zweier Fachkräfte erforderlich, um mögliche Gefahren zu erkennen und rechtzeitig zu unterbinden.

Ziele des Begleiteten Umgangs

Grundsätzliches Ziel des Begleiteten Umgangs ist, dass die Eltern bzw. Umgangsberechtigten in der Lage sind, nach einer Trennung den Kontakt mit den Kindern zu erhalten und möglichst eigenverantwortlich und selbständig zu gestalten.

Der Begleitete Umgang ist zeitlich begrenzt und keine auf Dauer angelegte Hilfe. Wenn sich herausstellt, dass eine Verantwortungsübernahme durch die Eltern nicht herbeizuführen ist, muss der Begleitete Umgang als nicht adäquate Hilfeform eingeschätzt und andere Möglichkeiten in Betracht gezogen werden.

Weitere Ziele sind:

  • die Förderung des Kindeswohls
  • die Erhaltung oder Wiederherstellung der Bindungen zwischen den Kindern/Jugendlichen und den Umgangsberechtigten
  • die Sensibilisierung der Eltern bzw. sonstiger Bezugspersonen für die Bedürfnisse des Kindes
  • Aufklärung der Eltern, was die Trennung oder Konfliktsituation beim Kind auslöst
  • die Verringerung der Belastungen des Kindes sowie Unterstützung und Befähigung des Kindes, sein Befinden und seine Bedürfnisse gegenüber Eltern und anderen Beteiligten zu äußern
  • die Entwicklung einer angemessenen Kommunikation zwischen den Bezugspersonen
  • eine tragfähige Umgangsvereinbarung für die selbständige Gestaltung der Kontakte.

Die Ziele können im Verlaufe eines Begleiteten Umgangs erweitert, modifiziert und neu hinzu kommenden Gegebenheiten angepasst werden.